18 SWISS CAMION Vom technischen Aufbau sieht man beim Renault Trucks E-Tech T von aussen recht wenig. Das Kühlergitter ist neu und in Fahrzeugfarbe, das Fahrerhaus ist Standard, die Seiten verkleidet,Auspuff und Tankdeckel fehlen und die Fahrzeugdimensionen sind auch nicht anders als bei einer normalen Sattelzugmaschine. Darunter aber fehlt der Dieselmotor. Dafür sind drei E-Motoren mit je 160 kW verbaut. In der Sprache des Diesels entspricht dies rund 650 PS. Die Motoren bringen 2400 Nm und geben dies über ein automatisches 12-GangGetriebe an die Hinterachse weiter. Anstelle des Tanks sind zwischen den Achsen beidseitig des Chassis 6 Batterie-Einheiten mit insgesamt 540 kWh verbaut. Auspuff braucht es ja nicht mehr. Was sind 540 kWh? Eine Batterie von 540 kWh Nennkapazität kann zu 80% genutzt werden. Abgerundet ergeben sich 400 kWh. Bei anständiger Fahrweise kann bei einem Sattelzug mit 100 kWh Verbrauch auf 100 km gerechnet werden. Daraus folgt, dass mit einer Batterieladung 400 km gemacht werden können. Im Verteilerverkehr im Inland reicht diese Kapazität in den meisten Fällen, auch wenn die Batterien mit dem Alter etwas schwächer werden. Wo lohnt sich ein Elektrolastwagen? Er ist teuer in der Anschaffung. Er kostet aber bis 2030 keine LSVA. Der Verbrauch hängt vom Strompreis ab. Mit den derzeitigen Strompreisen macht das die Hälfte im Vergleich zum Dieselfahrzeug aus. Für einen tiefen Strompreis gibt es keine ewigen Garantien, allerdings gilt dasselbe auch für den Dieselpreis. Vermutlich kommen in Zukunft auch zusätzliche Abgaben als Ersatz für die Treibstoffabgaben dazu. Die Zukunftsentwicklung bei den Kosten ist soweit aber klar – der Staat wird Elektrofahrzeuge auch in Zukunft bevorteilen. Unter dem Strich rechnet sich ein Elektrofahrzeug, wenn man mit der Reichweite klar kommt, es zum günstigen Stromtarif an der eigenen Ladesäule laden kann und ganz wichtig: wenn man möglichst viel und jeden Tag damit fährt. Auffällig unauffällig kommt er daher, Renaults neuer Elektrolastwagen E-Tech T. Wäre das Elektrolumineszenz-Design des «Diamond Echo» nicht so speziell, würde er nicht auffallen. Die Zeiten, als Elektrofahrzeuge immer nach Spezialanfertigung, Prototyp und Kleinserie ausgesehen haben, ist vorbei. Merkt man das auch beim Fahren? TEXT: DAVID PIRAS FOTO: RENAULT TRUCKS Die Zukunft ist angekommen Pressefahrt mit dem Renault Trucks E-Tech T «Diamond Echo» Wie wird aufgetankt? Für einen Elektrolastwagen braucht es eine Ladesäule mit viel Leistung. Der beschriebene Renault E-Tech T kann mit 200 kW geladen werden. Damit ist er in 2 bis 2,5 Stunden wieder voll. Eine gute Mittagspause oder ein kompletter Warenumschlag an einer Rampe bringen auch schon fast eine halbe Batterieladung. Dies bedeutet aber, dass die Ladesäulen dort stehen müssen, wo das Fahrzeug steht. Aufgrund der Strompreise stehen sie auch am besten beim eigenen Betrieb. Wer auf der Autobahn und an öffentlichen Ladesäulen aufladen muss, hat verloren. Es ist zu teuer. Allerdings ist 200 kW Anschlussleistung nicht gerade wenig. Für Grossbetriebe geht das relativ locker, Kleinbetriebe werden damit den örtlichen Stromlieferanten wohl kurz erschrecken. Die Elektrizitätswerke werden gefordert. Wie fährt sich der Renault E-Tech T? Ganz so, wie er aussieht – auffällig unauffällig. Der Motorenlärm fehlt. Das Radio kann leiser gestellt werden. Der Anzug ist vergleichbar mit einem sehr gut motorisierten Diesel-Lastwagen, ganz entsprechend den Leistungsdaten. Je nachdem, wie man Tempomaten und Fahrprogramme einstellt, holt sich das Fahrzeug beim Bremsen und Bergabfahren über die Fahrmotoren Energie in die Batterien zurück. Die Bremsleistung entspricht gefühlt einem sehr guten Retarder. Die eher hohe Motorleistung braucht es eigentlich nicht unbedingt zum Beschleunigen, sondern eher, um die Energie wieder in die Batterie zurückzubekommen. Die Fussbremse braucht es eigentlich nur noch zum Anhalten, bei Notbremsungen, falls man nicht aufgepasst hat oder falls sich ein Verkehrspartner danebenbenimmt. Das Fahrzeug ist weit entfernt vom Prototypenstatus. Es macht Freude, einen Renault E-Tech T zu fahren. Es ist ruhig, der Anzug ist gut, es klappert nichts, die elektronischen Anzeigen sind tipptopp gemacht. Das Schaltgetriebe benimmt sich sehr unaufdringlich. Dadurch, dass die Elektromotoren sehr einfach und gut mit einem automatisierten Schaltgetriebe abstimmen lassen, sind die Schaltrucke kaum wahrnehmbar. Die Kabine ist sonst bestens bekannt. Sie bietet keinen sinnlosen Luxus, ist aber angenehm, zweckmässig und gut. Einzig die elektronischen Helferlein sind ein wenig nervig. Doch das ist bald überall so. Das fällt natürlich beim ruhigen Fahrzeug mehr auf und lässt sich vielleicht noch etwas herunterregeln. Leise und nahezu ohne Schaltrucke Speziell ist das Gefühl beim Anfahren. Kein Lärm, kein Ruck, nichts. Das Fahrzeug schleicht sich in aller Stille vom Platz. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Beim Beschleunigen bleibt es auch sehr ruhig. Am meisten Geräusche machen die Reifen, nachher kommt das Radio. Selbst Windgeräusche auf der Autobahn halten sich sehr in Grenzen, obwohl sie jetzt stärker auffallen würden. Dies zeigt aber auch die Qualität der Fahrerkabine. Das Kühlergitter ist lackiert. Wozu braucht es
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