Angedreht

Verkehr und Infrastruktur

Albert Rösti (m.) startete mit den Gemeindepräsidenten von Airolo und Göschenen, dem Gesamtprojektleiter und Vertretern der Bauunternehmen die Tunnelbohrmaschinen.

Die beiden Tunnelbohrmaschinen für den Hauptvortrieb zum Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels sind gestartet oder wurden angedreht, wie es im Jargon heisst. Die Andrehfeiern fanden an beiden Portalen in Göschenen (UR) und Airolo (TI) statt.

«Die zweite Röhre dient der Vollendung der Vision, die Schweizer Regionen und insbesondere das Tessin ganzjährig zu verbinden», sagte Bundesrat und UVEK-Vorsteher Albert Rösti am Festakt zur Andrehung der beiden Tunnelbohrmaschinen. «Ganz zu schweigen vom grossen Sicherheitsgewinn.»

Nach fünfjähriger Vorbereitung begann im Februar der Hauptvortrieb für die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels. Mit der offiziellen Andrehfeier für die beiden Tunnelbohrmaschinen (TBM) in Göschenen und Airolo lanciere das Bundesamt für Strassen ASTRA als Bauherrin das eigentliche Kernstück des Projekts, den Ausbruch der zweiten Röhre, wie das ASTRA dazu mitteilt. Die beiden Tunnelbohrmaschinen mit einem Durchmesser von rund 12,3 Metern und einem Gewicht von rund 2000 Tonnen starten demnach von Norden und Süden. Bis zur Losgrenze legen beide TBM eine Strecke von sieben bis acht Kilometern zurück und passieren dabei jeweils eine rund 350 Meter lange geologische Störzone, die im konventionellen Verfahren mit Baggern ausgebrochen wird. «Die Maschinen werden durchschnittlich 18 Meter pro Tag voranschreiten und sollen im Frühling 2027 ihr Ziel in der ungefähren Tunnelmitte erreichen. Der feierliche Durchschlag ist für den Herbst 2027 vorgesehen. 2030 soll die zweite Gotthardröhre für den Verkehr freigegeben werden und die Instandsetzung der bestehenden Röhre beginnen», heisst es weiter.

TBM von Herrenknecht

Dem Beginn des Hauptvortriebs gingen mehrjährige Vorarbeiten voraus. Sie umfassten unter anderem die Umlegung des Service- und Infrastrukturstollens, den Ausbruch der Zugangsstollen zu den beiden Störzonen sowie den Aufbau der komplexen Infrastruktur zur Bewirtschaftung des Ausbruchmaterials. «Die letzten Monate waren geprägt von der Anlieferung und Montage der beiden Tunnelbohrmaschinen des deutschen Herstellers Herrenknecht», schildert das ASTRA. Der nun beginnende Hauptvortrieb startet zeitgleich von beiden Tunnelseiten. Auf der Nordseite ist die «ARGE secondo tubo», bestehend aus den Unternehmen Implenia Schweiz AG sowie Frutiger AG, mit den Arbeiten im budgetierten Umfang von rund 467 Millionen Franken beauftragt. Auf der Südseite werden die Arbeiten durch das «Consorzio Gottardo Sud» durchgeführt, das aus den Unternehmen Marti Tunnel AG, Mancini & Marti SA sowie Ennio Ferrari SA besteht.

Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 499 Millionen Franken. «Mit gesamthaft fast einer Milliarde Franken sind die beiden Hauptlose für die zweite Gotthardröhre von grosser Bedeutung für die Schweizer Baubranche. Sie gehören zu den wichtigsten Vergaben der letzten Jahre in den beiden Kantonen Tessin und Uri», hält das zuständige Bundesamt fest.

Bei der Andrehfeier waren auch die Regierungspräsidenten der Kantone Uri und Tessin, Christian Arnold und Christian Vitta, die Gemeindepräsidenten von Airolo und Göschenen, Oscar Wolfisberg und Peter Tresch, der Gesamtprojektleiter sowie Vertreter der Bauunternehmen anwesend. 

Text: Daniel von Känel 
Fotos: ASTRA

 

Das Projekt

Der Gotthard-Strassentunnel ist in die Jahre gekommen und braucht eine umfassende Instandsetzung. Damit die wichtige Strassenverbindung auch während der Sanierung offen bleiben kann, baut das Bundesamt für Strassen ASTRA eine zweite Röhre. Sie ist voraussichtlich ab 2030 in Betrieb. Danach steht die Instandsetzung der ersten Röhre an. Ab 2033 stehen dann beide Tunnel zur Verfügung. Pro Richtung wird stets nur eine Fahrspur offen sein, die Verkehrskapazität durch den Gotthard wird also nicht erhöht. Zumindest wurde das bei der damaligen Volksabstimmung so versprochen.

DVK