Chauffeur-Barometer – Umfrage zur Zufriedenheit im Beruf

Verband Ausgabe-01-2025

Wir haben in der November-Ausgabe zu einer Umfrage eingeladen. Die Resultate sind interessant. Für verschiedene Themen haben wir gebeten, die persönliche Zufriedenheit zu benoten. Zudem haben wir gefragt, wie wichtig das Thema erscheint.

Eine Umfrage zeigt immer, wie sich die Gruppe, die antwortet, fühlt und den aktuellen Zustand wahrnimmt. Eine Umfrage ist immer ein Gradmesser der aktuellen Wahrnehmung. Bereits ab einigen Hundert Einsendungen verändern sich die Durchschnittswerte kaum noch. Mit der statistischen Auswertung verschwinden einzelne extreme Ansichten in der grossen Menge. Die Resultate werden zuverlässig.

Zur statistischen Auswertung haben wir die Antworten mit einer Benotung versehen:

++: Note 6
+: Note 5
~: Note 4
-: Note 3
- -: Note 2

Es ist interessant zu wissen, wie jedes einzelne Thema bewertet wird und ob es auch relevant und wichtig ist. Bei der Wichtigkeit liegen die Antworten nahe beieinander und auf gutem Niveau.

Die Freude am Job wurde am höchsten gewichtet und am besten benotet. Das stellen wir auch sonst regelmässig fest. Grundsätzlich macht der Chauffeur-Beruf Freude. Viele sind mit Freude dabei, leisten guten Einsatz und könnten sich nichts anderes vorstellen. Diese Bewertung zeigt auch einen hohen Grad an Eigenmotivation, den Chauffeure jeden Tag in den Betrieb und zu den Kunden tragen. Ansonsten gilt: Wer an diesem Job keine Freude hat, ist nicht lange dabei und hat nicht genug Reserven, um die Nachteile mitzutragen.

Wertschätzung: Mittelmässig

Fast ebenso wichtig wird die Wertschätzung von Vorgesetzten gesehen. Hier liegt die Bewertung deutlich tiefer. Interessanterweise sind die Unterschiede in den Antworten grösser. Die einen spüren gute Wertschätzung, während andere eher Geringschätzung spüren. Mittelmass ist weniger vorhanden. Schlussendlich fällt aufgrund der grossen Differenzen in den Antworten das Resultat mittelmässig aus. Die Unterschiede liegen vermutlich in den verschiedenen Unternehmenskulturen und persönlichen Differenzen. Aufgrund der starken Unterschiede lässt sich viel Verbesserungspotenzial vermuten. Die Probleme sind vermutlich auch oft hausgemacht und wären einfach zu korrigieren. Die Wertschätzung von Kunden wird ein wenig besser benotet, lässt sich hingegen meist nicht so einfach verbessern.

Strassenverkehr: Ungenügend

Als klar ungenügend wird der Zustand des Strassenverkehrs benotet. Dasselbe gilt für die Wertschätzung in der Gesellschaft. Es ist nicht verwunderlich, dass die beiden Bereiche zusammenfallen. Im Strassenverkehr ist die Situation oft gespannt. Es wird gekämpft, und mancher Automobilist sieht im Lastwagenchauffeur einen Gegner. Dazu kommen 30 Jahre Umweltpolitik, die uns in eine schlechte Position gedrängt haben. Obwohl sich mit der Pandemie einiges gebessert hat, ist die gesellschaftliche Wertschätzung bei Chauffeuren noch nicht angekommen.

Lohn: Knapp genügend

Positiv benotet wird das Sicherheitsgefühl für den Arbeitsplatz. Der Arbeitsmarkt ist derzeit gut für Chauffeure und wer keine Fehler macht, hat einen sicheren Job. Bestehen Pro-bleme, findet man auch etwas anderes – zumindest, wenn man die Leistung bringt und beim Lohn nicht überbordet. Lohn und Arbeitszeit werden im Schnitt mit knapp genügend bewertet. Manch einer weiss, dass der Lohn zwar nur knapp reicht, aber die Freude am Job ist ebenso wichtig. Dasselbe gilt für die Arbeitszeit. Die 48-Stunden-Woche mit Spielraum nach oben hält viele Junge davon ab, den Beruf zu ergreifen. Die Altersgruppe bis 30 Jahre gibt der Arbeitszeit ein klares Ungenügend, während sich die Gruppe der Ü40 eher damit abgefunden hat. Dies hängt nicht unbedingt mit Faulheit zusammen, sondern eher mit geänderten Rollen in der Familienbetreuung. Ältere Chauffeure wissen zudem, dass es früher eher noch schlimmer war. Das soll kein Trost sein. Die Arbeitszeiten sollten dem Vergleich mit anderen Branchen standhalten.

Leicht tiefer bewertet werden Gesetze, Vorschriften und Polizeikontrollen sowie die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Gesetzliche Regeln werden laufend komplizierter. Der Umfang der ARV1 ist in den letzten 20 Jahren von 14 auf 28 Seiten angewachsen, dies, ohne dass der Text einfacher und die Buchstaben grösser geworden wären. Dies ist nur ein Beispiel, auch andere Vorschriften haben sich in diese Richtung entwickelt. Die Anpassungen an die EU machen das Leben nicht einfacher.

Im Gegensatz zur Freude am Job werden die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten schlechter beurteilt und werden als weniger wichtig angesehen. Wer Freude am Job hat, möchte nicht ins Büro wegbefördert werden. Die Entwicklung der letzten Jahre macht manchem Angst davor, was in den nächsten Jahren passieren könnte. Dies, obwohl eines sicher ist: Es braucht Strassentransport und Leute, die diese Arbeit gerne machen und im Verlauf der Karriere auch anderswo eingesetzt werden können.

Linienbusse: Höhere Unzufriedenheit

Interessant sind statistische Ausreisser, das heisst spezielle Gruppen mit stark abweichenden Resultaten. Das Alter und die Region haben sehr geringen Einfluss auf die Benotungen, ansonsten müssten auch Gründe dafür vorhanden sein. So kann festgestellt werden, dass Chauffeure auf Linienbussen in vielen Bereichen schlechtere Noten geben. Das betrifft den Verkehr, die Gesetze, die Arbeitszeit, die Entwicklung sowie die Wertschätzung von Vorgesetzten, Fahrgästen und der Gesellschaft. Es scheint, dass der Beruf als Chauffeur für Linienbusse zu vermehrter Unzufriedenheit führt. Die Anspruchshaltung von Fahrgästen ist nicht immer einfach und vom Betrieb fehlt vermutlich oft auch der Rückhalt. Der Verkehr im Stadtgebiet und die oft aufgeteilten Arbeitszeiten machen es auch nicht einfacher.

Als ziemlich unterschiedlich werden in den einzelnen Transportbereichen auch die persönlichen Entwicklungsmöglichketen angesehen. Während bei Stückguttransporten mit Abstand recht positiv bewertet wird, macht der Linienbus den Schluss, dicht gefolgt vom Detailhandel, Werkverkehr und Containertransport.

Bei der Freude am Beruf schneiden Linienbus und Detailhandel deutlich tiefer als alle anderen Bereiche ab. Gute Wertschätzung sehen Car-Chauffeure, sei es bei Kunden, Vorgesetzten oder in der Gesellschaft.Im Vergleich zwischen einer Transportfirma mit einer industriellen Firma bestehen grosse Unterschiede bei der Bewertung von Gesetzen und der Arbeitszeit. Wer seine eigenen Produkte transportiert, hat weniger Pro-bleme mit Gesetzen und Arbeitszeiten. Auch beim Lohn sieht es etwas besser aus.

Gesamtnote: Luft nach oben

Eine Umfrage zeigt immer den persönlichen Eindruck der befragten Personen. Dieser Eindruck kann sachlich begründet sein oder auf Emotionen aufbauen. Der eine ist mit wenig zufrieden, der andere ist mit viel immer noch unzufrieden. Gesamthaft zeigt die Umfrage die Stimmung bei Chauffeuren. Sie ergibt einen Gesamtdurchschnitt von 4.27. Das ist näher bei Genügend und weit weg von Gut. Da ist Luft nach oben. Lasst uns miteinander besser werden.

Text und Grafiken: David Piras