E-Lkw legen zu – Nutzfahrzeugmarkt gut unterwegs

Fahrzeuge und Technik Ausgabe-07-2024

Der Schweizer Markt für neue Nutzfahrzeuge kann sich weiterhin gegen das schwache Wirtschaftswachstum behaupten. Laut auto-schweiz sind bis Ende September die diesjährigen Neuimmatrikulationen von Sachen- und Personentransportfahrzeugen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein um 2,8 Prozent auf 31 908 gestiegen.

Das Wirtschaftswachstum der Schweiz wird sich nach Einschätzung der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes im laufenden Jahr voraussichtlich auf bescheidene 1,2 Prozent beschränken. Für 2025 erwarten die Prognosen eine Beschleunigung des Wachstums auf 1,6 Prozent. Ein Bereich, der sich weiterhin robust zeigt, ist der Markt für Sachentransportfahrzeuge. Trotz einer Verlangsamung des Wachstums im Jahresverlauf bleibt die Nachfrage hoch, wobei teilweise Nachholbedarf aus der Zeit der Covid-Pandemie gedeckt wird.

«Erfreuliche Nachricht»

Schwere Nutzfahrzeuge verzeichneten in den ersten neun Monaten des Jahres einen Zuwachs von 7,2 Prozent, was 3632 Neuimmatrikulationen entspricht. Bis auf Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht zwischen 16 und 18 Tonnen, wo ein leichter Rückgang registriert wurde, konnten nahezu alle Gewichtsklassen zulegen. Besonders bemerkenswert: Fast 10 Prozent der neu zugelassenen Lastwagen sind vollelektrisch. Ihr Marktanteil stieg auf 9,8 Prozent, verglichen mit 8,8 Prozent im Vorjahr. Damit wurde der Vorjahreswert bereits übertroffen. Diese Entwicklung bewertet Thomas Rücker, Direktor von auto-schweiz, positiv: «Die steigenden Zulassungen von Elektro-Lkw sind eine erfreuliche Nachricht, besonders im Hinblick auf die Einführung von CO2-Vorgaben ab 2025.» Gleichzeitig mahnt er jedoch Verbesserungen an, insbesondere bei der Schnellladeinfrastruktur, die vielerorts weder in ihrer Kapazität noch im Platzangebot für Lastwagen ausreiche. Zudem sei die Unsicherheit über die zukünftige Befreiung von der Schwerverkehrsabgabe für Elektroantriebe nach 2030 ein Hemmnis. Für Logistikunternehmen sei Planbarkeit entscheidend, da sich Investitionen in Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur oft auf hohe Summen belaufen und die Energieversorgung aktuell häufig nur an Ver- und Entladepunkten gesichert sei.

Mehr Lieferwagen verkauft

Auch leichte Nutzfahrzeuge, zu denen Lieferwagen und leichte Sattelschlepper zählen, konnten zulegen. Mit 22 473 Neuzulassungen verzeichnete das Segment ein Plus von 764 Fahrzeugen oder 3,5 Prozent.

Diese Entwicklung unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung des Segments, da kleine und mittlere Unternehmen sowie Handwerksbetriebe weiterhin stark auf gewerbliche Transportmittel angewiesen sind. Ihre Investitionen in Neufahrzeuge zeugen von Optimismus und einer stabilen Konjunktur.

Erholung bei Reisebussen

Bei neuen Personentransportfahrzeugen gab es bis Ende September einen leichten Rückgang von 125 Einheiten oder 2,1 Prozent auf 5803 Fahrzeuge. Verantwortlich dafür ist vor allem die sinkende Zahl neuer Wohnmobile, die ebenfalls um 2,1 Prozent von 5226 auf 5117 zurückging. Einzig im Bereich neuer Reisebusse war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: Die Zulassungen wuchsen um 42 Prozent von 131 auf 186 Fahrzeuge. Dies könnte eine verspätete Reaktion auf die pandemiebedingten Einschränkungen im Reiseverkehr sein, die Investitionen in neue Busse lange ausgebremst hatten.

Insgesamt wurden von Januar bis September 2024 in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 207 638 neue Motorfahrzeuge zugelassen. Dies entspricht einem Rückgang um 6293 Fahrzeuge oder 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 213 931 Neuzulassungen.

Text und Foto: Daniel von Känel