Es war eine Premiere für die Egger Transport AG in Waldkirch (SG): Das Unternehmen hat seinen ersten vollelektrischen Lastwagen in Empfang genommen. Es handelt sich um einen Volvo FH Aero Electric, der von Notterkran als Kranfahrzeug aufgebaut wurde. So verfügt der E-Lkw über einen HIAB X-HiDuo 228 E-4 Kran und eine Notterkran Ladebrücke KTL 6600/800. Er konnte Anfang Februar 2025 in Betrieb genommen werden. «Im ersten Monat konnten wir bereits viele Erfahrungen sammeln und ein Gespür für die Reichweite entwickeln», sagt Marius Egger, Geschäftsführer der Marius Egger Transport AG. «Unser erstes Fazit: durchwegs positiv. Mit der richtigen Planung, einem top Team und Miteinbezug des Fahrers ist vieles möglich», hält er fest.
Für viele Aufgaben gerüstet
Der neue vollelektrische Lastwagen wird primär für den Transport von Baustoffen eingesetzt, die mit dem Ladekran auf der Baustelle abgeladen werden. Er wurde aber auch schon für diverse andere Aufgaben eingesetzt, wie den Transport von Bürocontainern oder Baustellen-Inventar. Auch dabei wird jeweils der HIAB-Kran genutzt. Dass die Wahl auf den HIAB X-HiDuo 228 E-4 fiel, war kein Zufall. «Im Gesamtkonzept bietet dieser HIAB-Kran mit rund 22 m/t Hubmoment für uns die meisten Möglichkeiten unter Berücksichtigung der Nutzlast des Lastwagens», erklärt Marius Egger. «Wir können damit verschiedene Kundenanforderungen, wie den Entlad von Baumaterial, aber auch Versetzarbeiten von schwererem Material erfüllen.»
Die Egger Transport AG ist ein Familienbetrieb aus Waldkirch (SG). Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1948. Marius Egger ist Geschäftsführer und Inhaber in 3. Generation. 16 Mitarbeiter und 11 schwere Nutzfahrzeuge zählt das Unternehmen heute. Das Einsatzgebiet ist vielfältig: Transporte mit Kran regional und national, Kranarbeiten bis 25 m, Tieflader bis 26 t, kommunale Entsorgung (Kehricht, Unterflurbehälter, Grüngut, Papier, Karton, Kunststoffe) sowie Mostobsttransporte gehören zum Tätigkeitsgebiet.
Einen E-Lastwagen mit genügend Strom zu versorgen, kann bekanntlich zu einer Herausforderung werden. Es braucht eine Ladeinfrastruktur mit genügend Leistung. «Auf unserem eigenen Werkhof konnten wir eine Installation zur Nachtladung realisieren», sagt Marius Egger. «In einem zweiten Schritt planen wir weitere Lademöglichkeiten zur Schnellladung mehrerer Fahrzeuge.» Zwar verfügt das Unternehmen über eine Photovoltaikanlage. Aber: «Da sie am meisten Strom produziert, wenn unser Lastwagen auf der Strasse ist, können wir vor allem über das Wochenende und an Feiertagen mit Sonnenschein davon profitieren.» Dennoch kann der Volvo Electric mit Sonnenenergie geladen werden. «Wir beziehen von unserem lokalen Stromanbieter einen Mix aus 15% Sonnenenergie aus Waldkirch, 10% Sonnenenergie aus der Schweiz und 75% Wasserenergie aus der Schweiz», erklärt Marius Egger. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere E-Lkw zur Flotte stossen werden. Aber: «Der E-Lkw ist noch nicht für alle Einsätze geeignet. Es gibt zum Beispiel Einschränkungen beim Gesamtzuggewicht bei Schwertransporten. Die Batterien benötigen viel Platz, daher sind verschiedene Aufbauten herausfordernd oder nur schwer oder mit grossen Nachteilen umsetzbar», sagt Marius Egger. «Die Elektrifizierung unserer Sammelfahrzeuge in den nächsten Jahren wird sicher ein Thema sein. Hier eignet sich der Einsatz eines BEV-Fahrzeugs natürlich besonders», fügt er an.
Mit dem Ergebnis sehr zufrieden
Das neue Kranfahrzeug bewährt sich jedenfalls gut. Dies liegt wohl einerseits an der ausgereiften Technik des Volvo FH Aero Electric. Andererseits muss dafür auch der Aufbau stimmen. «Mit der Notterkran dürfen wir auf einen erstklassigen Partner vertrauen», hält Marius Egger dazu fest. «Obwohl unsere Wünsche nicht ganz einfach umzusetzen waren, wurden diese optimal realisiert.» Als Beispiel nennt er eine Parkstation für die Krangabel, die am Heck montiert ist, damit die Krangabel keine Ladefläche wegnimmt. «Ich konnte mich bei der Rohbauabnahme persönlich mit dem verantwortlichen Projektleiter absprechen, Details klären und noch kleinere Anpassungen zum gesamten Aufbau einbringen», sagt er. «Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.»
Text: Daniel von Känel
Fotos: Celine Bütler