Die Reportage von SRF beleuchtete die problematischen Arbeitsbedingungen von Kurierfahrerinnen und Kurierfahrern, die für den Lieferdienst DPD in der Schweiz tätig sind. Viele der Zusteller sind nicht direkt bei DPD angestellt, sondern arbeiten für Subunternehmen, die wiederum für den Logistikdienstleister tätig sind. Die Kurierfahrer sind häufig überfordert, haben extrem hohe Arbeitszeiten und niedrige Löhne und arbeiten oft unter prekären Verhältnissen. Zudem wird berichtet, dass sie teilweise gezwungen seien, Arbeitsunfälle und Krankheiten zu verschweigen oder zu ignorieren, weil der Druck, täglich eine hohe Anzahl von Paketen auszuliefern, enorm sei.
Finanzielle Risiken
Ein Grossteil der Fahrer soll darüber hinaus selbstständig agieren, was oft als Scheinselbstständigkeit interpretiert wird. Dabei entstehen erhebliche finanzielle Risiken, da sie für Fahrzeugkosten, Versicherungen und andere Aufwendungen selbst aufkommen müssen. Die Arbeitsbelastung führt teilweise zu gesundheitlichen Problemen, Erschöpfung und psychischen Belastungen bei den Fahrerinnen und Fahrern. Auch Insolvenzfälle unter den Subunternehmern sind keine Seltenheit, was wiederum für die Fahrer existenzielle Unsicherheiten bedeutet.
Der Bericht zeigt, dass das Geschäftsmodell von DPD auf Kosteneffizienz und Geschwindigkeit ausgerichtet ist, während die Verantwortung für soziale Absicherung und faire Arbeitsbedingungen auf die Subunternehmer abgewälzt wird. Gewerkschaften und Arbeitsrechtsexperten fordern deshalb mehr Verantwortung vonseiten des Hauptunternehmens und stärkere gesetzliche Regelungen, um die Arbeitsbedingungen im Kurier- und Logistiksektor zu verbessern.
Weiterhin ohne Fahrtschreiber
Wäre die ARV 1 eine Lösung? Lieferwagen von 2,5 t bis 3,5 t im grenzüberschreitenden gewerblichen Sachentransport werden nämlich neu dieser Arbeits- und Ruhezeitverordnung für Chauffeure unterstellt. Der Verband Les Routiers Suisses sieht das zwar positiv, allerdings hat die Sache einen Fehler. «Wir hätten befürwortet, dass auch der inländische gewerbliche Transport darunter fällt», sagt David Piras, Generalsekretär von Les Routiers Suisses. «Der gewerbliche Inlandtransport mit Fahrzeugen unter 3,5 t ist nach wie vor unkontrolliert und weiterhin ohne Fahrtschreiber unterwegs.»
Die Unterstellung unter die ARV 1 hätte zur Folge, dass Arbeitszeiten, Geschwindigkeiten, Pausen und der Name des Fahrers aufgezeichnet würden. Dies führt zu besser geregelten Arbeitszeiten, mehr Verantwortungsbewusstsein bei Fahrern und einer Reduktion der Schwarzarbeit. Bei schweren Lastwagen ist dies schon lange der Fall, die Auswirkungen sind positiv. Mit wenigen Ausnahmen aus der Lobby der Paketdienstleister waren fast alle Verbände positiv darauf eingestellt. «Es scheint aber, dass vor allem Behörden den Aufwand gescheut haben», sagt David Piras. «Tatsächlich hätte sich der Kontrollaufwand für die ARV 1 wohl verdoppelt. Ansonsten sind die Gründe für die fehlende Unterstellung des Inlandtransportes nicht zu erklären.» Nun werde eine zweifelhafte Branche weiterhin wie bisher werkeln. Hohe Einsatzzeiten, tiefe Löhne, Schwarzarbeit, mutige Fahrweise, ständig wechselnde Mitarbeiter und regelmässige Unfälle seien die Folge.
Andererseits bleiben dadurch immerhin die Päckli-Transportpreise tief. Zu wessen Nachteil? Diejenigen, welche die Arbeit machen, bezahlen mit ihrer Gesundheit und ihren Lebensumständen.
Text: Daniel von Känel
Fotos: DPD und DVK