Im Blick auf das Netto-Null-Ziel 2050 haben die Fahrzeugimporteure eine wichtige Etappe abgeschlossen. Damit Bevölkerung und Gewerbler auf schadstoffarme Mobilität umsteigen braucht es politische Anreize. Der Markt reagierte sensibel auf die kürzlich eingeführte Steuer auf E-Fahrzeugen.
Die Importeure haben dieses Jahr zum ersten Mal die griffigen CO2-Ziele bei den Neuimmatrikulationen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (LNF) erreicht. Peter Grünenfelder, Präsident von Auto-Schweiz sieht trotzdem einen politischen Zielkonflikt zwischen der Erreichung der Klimaziele und der Sicherung der Bundesfinanzen. Beispielsweise die Erhöhung der Einfuhrzölle für E-Fahrzeuge sei besonders kontraproduktiv, da diese den Umsteigewille in der Bevölkerung deutlich hemme. Auto-Schweiz stellt sich klar hinter die vom Volk bestätigten Klimaziele und sieht deshalb die Politik in der Pflicht.
Anforderung an die Schweizer Politik
Die soeben durch den Bundesrat eingeführte vier prozentige Importsteuer auf Fahrzeugen, die nicht der LSVA unterstellt sind, soll für fünf Jahre ausgesetzt werden verlangt Ch. Wolnik, «denn bereits jetzt ist ein rückläufiges Kundeninteresse auf dem Schweizermarkt für E-Autos beobachtbar». Peter Grünenfelder fasst weiter zusammen, «Steuererleichterungen sollten private Anreize schaffen, damit mehr in die Ladeinfrastruktur investiert wird. Eine sichere und preisgünstige Stromversorgung wird das Ihre dazu beitragen, dass die Transformation gelingt und die Klimaziele erreicht werden.»
Marktentwicklung
Der Nutzfahrzeugverkauf stieg um rund 10% gegenüber dem Vorjahr, der E-Anteil bei den Schweren Nutzfahrzeugen sogar um knapp 30% auf 205 Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb. Thomas Rücker, neuer Direktor von auto-schweiz warnt jedoch vor zu viel Euphorie: «Beim gewerblichen Verkehr dauert die Transformation noch sehr lange, weil z.B. das Finanzierungsmodell der LSVA ab 2030 noch diffus ist oder weil die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur für ganze Fuhrparks vielerorts noch nicht sichergestellt werden kann.» «Ein positiver Nachholeffekt bei den Pkw nach der Pandemie blieb bisher aus». Dies führe zu einer Überalterung des Fuhrparks, meint Donato Bochicchio, Vizepräsident von Auto-Schweiz und nennt die Gründe für die Zurückhaltung der Konsumenten, auf strombetriebene Pkw umzusteigen:
- ungünstige politische Rahmenbedingungen
- ungenügende Wirtschaftlichkeit
- mangelnde Ladeinfrastruktur
Die Branche blickt optimistisch auf die 2. Jahreshälfte 2024 unter der Voraussetzung, dass auch die Politik ihre Hausaufgaben zügig anpackt.
Text und Bild: Robert Hugentobler