Brummiferien (1)

Transportwelt

In den Ferien kann man sich faul in den Liegestuhl legen, man kann Berge erklimmen oder, wie Helmut Riede, Kursleiter Les Routiers Suisses, Lkw fahren. Nicht nur ums Hauseck, sondern etwas weiter. In loser Folge berichtet er von seiner Europatour.  

Begonnen hat es bereits letztes Jahr, als ein Disponent und der Fuhrparkleiter die Firma gewechselt haben. Man kennt sich seit vielen Jahren und weiss sich zu schätzen. So kam es, dass ich von DTK – Padborg angefragt wurde, für sie Aushilfe zu fahren. Es gibt Dinge, da kann man nicht Nein sagen. 

Am 22. Juni ging die Reise los. Die ganze Ausrüstung in den Pw und ab nach Dänemark. Tags darauf Fahrzeug einrichten und sich mit dem neuen Arbeitsgerät vertraut machen. Ein DAF XG 480 ist nun mein Arbeitsplatz. Nachdem ich vom Chef und seiner Assistentin gebrieft wurde, ging es los. Die Einführung war professionell. Wo tanken, Ansprechpartner, Telefon, Maut und die Einhaltung der ARV wurden besprochen. Das ganze gab es auch noch schriftlich. 

Gefahrgut: Nicht auf jeder Fähre

Dann ging es los zur ersten Tour. Trailer ansatteln und zum Laden nach Kliplev. Die Ladung bestand aus Stückgut für den Raum Oslo. Darunter 7,5 Lademeter ADR-Güter. Plan war mit der Fähre von Hirtshals nach Larvik zu fahren. Doch bereits nach einer Stunde Fahrzeit wurde ich umdirigiert, weil das Gefahrgut nicht mit der Fähre kompatibel war. So gab es eine tolle Tour via Kolding, Kopenhagen, Malmö nach Göteborg, wo der erste Tag endete. Der nächste Tag führte erstmal zum Zollamt Svinesund. Nach kurzem Aufenthalt ging es nach Droback zum ersten Kunden. Das entladen lief reibungslos. Dann weiter nach Oslo. Hier wurde das Nervenkostüm strapaziert. Es dauerte definitiv zu lange. Dadurch konnten die letzten beiden Kunden nicht mehr beliefert werden. Der nächste Morgen lief dafür um so runder. Bereits um 8.30 Uhr war der Auflieger leer. Die Dispo hat mir am Vortag bereits via Whats App den Tag schmackhaft gemacht. Auflieger zu einem Kunden in Gardermoen an die Rampe, anschliessend einen anderen Trailer nehmen und bei Oslo Seafood Center Lachs laden für Grimsby. Trailer via Svinesund nach Göteborg in den Hafen bringen, wo er mit DFDS nach England weitergeht. Wie reibungslos es ablaufen kann beweist die Tatsache, dass der Trailer direkt nach dem absatteln von der Hofkatze aufs Schiff gebracht wurde. 

In der Nacht wurde mir ein neuer Auflieger gebracht. Damit gings nach Götene. Nach nun einigen Tagen Eingewöhnung an den DAF lässt sich folgendes berichten: Ausgestattet mit dem was man täglich benötigt, was der Gesetzgeber verlangt und was der Hersteller anbietet. Dieser Spagat ist bei diesem Fahrzeug gelungen. Der Motor ist sparsam und im Zusammenspiel mit dem Getriebe für flotte Touren geeignet. Wie bei anderen Herstellern ebenfalls, es braucht jemanden der dem Fahrzeug sagt, wer der Chef ist. Nur mit Tempomat zu fahren ist einfach und das Fahrzeug ist auf niedrigen Verbrauch ausgelegt. Hilft man nach, so spurtet auch der DAF mit über 40 t die Hügel hoch. Was gefällt, ist das man jederzeit im Getriebe eingreifen kann, ohne erst ins Manuellprogramm zu müssen. Beim Abstandsregler heisst es, aktiv zu sein. Vergisst man rechtzeitig Gas zu geben, wird man wie der Vordermann langsamer. Läuft er auf den Vordermann auf, macht er eine Verbeugung, heisst, er greift rustikal ins Bremsgeschehen ein. Hier ist der aktive Chauffeur gefragt. Bei der Kabine wurde wie üblich auf Komfort Wert gelegt. Ausgerüstet mit allem was man auch für längere Touren braucht, inklusive Kaffeemaschine. Wie bei allem ist es die persönliche Geschmacksfrage, ob das Bett zu hart oder zu weich ist, was allgemein Sinnvoll ist und was nicht. Der DAF läuft dafür sehr leise. Die Luftfederung arbeitet gut. Die Sitze sind bequem. Gewöhnungsbedürftig hingegen ist für mich die Kombination von Spiegel und 270 Grad Kamera. Der Spurassistent erkennt sehr gut wo man ist. Auch Strassen ohne Markierungen sind kein Problem. 

Mit Chips nach Norwegen

Nach dem nun inzwischen die Glace im Kühlhaus abgeladen ist, wartet der nächste Auftrag. Chips von Lidköping nach Vinterbro in Norwegen. Beim Zoll in Svinesund ist wie üblich der Parkplatz gut gefüllt. Mit einem vorabgefertigten Dokument hingegen ist man innert kürzester Zeit wieder auf dem Weg. Entladen bei REMA. Zuteilung der Rampe, Frage nach dem Staplerausweis und los gehts mit dem entladen. Danach gibts Ruhezeit bis zum Freitagmittag. Es geht nun zum Fisch sammeln im Raum Oslo. Auflieger vorladen für Italien. Am Abend wird der Trailer in Langhus bereits erwartet. Ich dagegen mach nun meine 24 Stunden Pause. Am Samstagabend bekomme auch ich wieder einen neuen Trailer, vorgeladen mit Lachs nach Rungis, Grossmarkt. Zollabfertigung Samstagabend in Svinesund und eine ruhige Fahrt nach Trelleborg. Am Sonntagvormittag dann auf die neue Peter Pan der TT-Line. Die Überfahrt verläuft ruhig. Der Service für die Fahrer hat indessen stark nachgelassen. Sonntagabend dann wieder auf die Autobahn Richtung Paris. Dienstag früh Termin im Grossmarkt. 

Text und Fotos: Helmut Riede