Kampf gegen die Rückverlagerung

Transportwelt Ausgabe-05-2024

Das Terminal Aarau der HUPAC: Der kombinierte Güterverkehr soll durch Digitalisierung in ganz Europa attraktiver werden.

Die HUPAC Group musste an ihrer jährlichen Generalversammlung einen Rückgang der Transportleistung eingestehen. Eine weitere Rückverlagerung von der Schiene auf die Strasse soll 2024 durch eine forcierte Digitalisierung der internen Prozesse und durch die Einforderung politisch-finanzieller Unterstützung gestoppt werden.

Die gesamteuropäisch gut aufgestellte HUPAC Group mit Sitz in Lugano steht aufgrund der zurzeit schwachen Konjunktur in Europa und dem schlechten Zustand gewisser Trassen vor grossen Herausforderungen. Die Nachfrage nach dieser zukunftsweisenden Dienstleistung ist in allen Sparten gegenüber dem Vorjahr um knapp 1/8 eingebrochen.

Noch mehr Bauchschmerzen bereitet die beobachtete Trendumkehr beim langjährigen Strassenanteil am alpenquerenden Güterverkehr. Dieser stieg von 27 auf 28% der Strassensendungen von 2022 auf 2023. Die HUPAC AG hat die Strasse im Jahr 2023 international um 18 Mio. Tonnen Güter entlastet, wie an der Generalversammlung mitgeteilt wurde. Auf die Schweiz bezogen würde dies 6% der Gesamttransportleistung im inländischen Schwerverkehr von 278 Tonnen entsprechen.

Gotthard nicht das Problem

Dank der aktuellen Angebote von SBB-Infra für Transporte über die beiden Lötschbergstrecken und auch wieder zunehmend via den Gotthardbasistunnel liegt der grösste Engpass nicht in der Schweiz. Die grosse Herausforderung besteht darin, preislich und qualitativ im europäischen Umfeld gegenüber der Strasse marktgerecht zu operieren.

Um den intermodalen Transport (Verlagerung der Güter von der Strasse auf die Schiene) attraktiver zu gestalten, soll die Digitalisierungsplattform DXI einen automatisierten, papierlosen Datentransfer von Terminal zu Terminal ermöglichen.

Politische Forderungen

Im Nationalrat wurden in der Sommersession fünf Vorstösse behandelt, die die Rückverlagerung stoppen sollen. Zwei davon betreffen Investitionen im Ausland, die restlichen drei befassten sich mit Massnahmen im Inland, unter anderem mit der Forderung, die LSVA vollständig der Teuerung anzupassen. Letzteres lehnte der Nationalrat sehr knapp ab. Die ersten beiden Motionen wurden deutlich angenommen und gehen nun zur Weiterbearbeitung in die Verkehrskommission des Ständerats.

Hoher administrativer Anteil

Bei den Transportkosten von Terminal zu Terminal liegt der administrative Anteil mit 25% heute sehr hoch. Durch Straffung der Prozesse und mithilfe der Digitalisierung muss dieser Anteil deutlich gesenkt werden. Michail Stahlhut, CEO der HUPAC, wird dies im Rahmen seiner neuen Aufgabe als UIRR Präsident im europäischen Kontext stark in den Vordergrund seiner Aktivitäten rücken. In dieser Rolle will er alle Anteilseigner an einen Tisch bringen und Daten und Prozesse standardisieren.

Züge verlängern nicht möglich

Die einfachste Massnahme wäre, die Züge zu verlängern, um Kosten zu senken. Dies verhindern aber interne Interessenkonflikte der Bahn selber, weil längere Züge weniger Züge und damit auch weniger Personal bedeuten würden. HUPAC Präsident Hans-Jörg Bertschi strebt jedenfalls eine bessere Wettbewerbsposition des Intermodalen Verkehrs an, damit die Gütermobilität nachhaltiger wird und insbesondere die Umwelt durch einen geringeren CO2-Ausstoss schont.

Text und Foto: Robert Hugentobler