Neuer Elektrobus ehrt alten Berna

Verkehr und Infrastruktur

Zukunftsorientiert steht Roman Fischer (Direktor) vor einem MAN-E-Bus des Busbetriebs Olten-Gösgen-Gäu AG, BOGG. Der Urenkel des abgebildeten Chauffeurs arbeitet heute bei der BOGG.

Pionierhaft wurde vor 100 Jahren die ÖV-Strecke Olten-Stüsslingen mit einem Berna-Bus lanciert. Dies feiert die Busbetrieb Olten-Gösgen-Gäu AG (BOGG) mit der Dekoration eines E-Busses mit einem Foto des Original-Berna aus dem Jahre 1924. Trotz des Jubiläums schaut die BOGG volle Kraft voraus. 5 MAN Lions City E-Busse sind seit Dezember 2022 bereits im operativen Betrieb. 

Ging es vor 100 Jahren, als die Strecke Olten-Stüsslingen mit einem Berna-Bus lanciert wurde, noch um das ÖV-Angebot schlechthin, kommt im heutigen Zeitalter dazu, auf welche Weise diese Dienstleistung erbracht wird. Hohe wirtschaftliche und ökologische Faktoren müssen berücksichtigt werden. Ziel muss laut Roman Fischer, Direktor der BOGG, sein, eine «nachhaltige Mobilität» anzubieten, und damit neue Nutzergruppen zu erreichen und den Umsteigewillen hoch zu halten. Mit den sehr leisen und umweltfreundlichen Fahrzeugen punktet die BOGG sowohl bei den Fahrgästen, als auch bei den Anwohnern im Wendebereich der Busse. Die Reichweite von 220km pro Ladung erlaubt den risikolosen fahrplanmässig Einsatz auf dem Netz von Februar bis November. In der kalten Jahreszeit ist das Zwischenladen nötig. Ausfälle sind nicht wahrscheinlicher als bei herkömmlichen Dieselfahrzeugen. Die Anschaffung ist aber laut Roman Fischer wesentlich aufwändiger. «Wie die höheren Kosten abgewälzt werden können ist noch nicht abschliessend bekannt».

Dekarbonisierungsstrategie bis 2035 voll umgesetzt

Mit dereinst rund 50 E-Bussen wird die Dekarbonisierungsstrategie bis 2035 umgesetzt sein. Damit ist die BOGG bereit, bis dahin die ganze Flotte zu elektrifizieren. Pläne für die zugehörige Ladeinfrastruktur sind vorhanden. Dazu äussert sich Roman Fischer wie folgt: «Im 2023 eröffneten Depot, welches tagsüber von der Motorfahrzeugkontrolle des Kantons Solothurn genutzt wird, verfügen wir derzeit über 8 Ladepunkte à 150 kW. Der weitere Ausbau ist vorgesehen. Um mit der technischen Entwicklung der Batterien mithalten zu können und flexibel zu bleiben, bevorzugen wir Depotladungen ganz nach dem Motto: ‘Stecker statt Pantographen’. Weitere Depots im Betriebsgebiet müssen demnach geplant, umgebaut und ans Stromnetz angeschlossen werden.». Wasserstoff als Antrieb wäre zwar von der Reichweite her eine Alternative, der Transport kann aber derzeit nicht CO2-frei gewährleistet werden.

Mobilität wird selbstverständlich konsumiert

Die BOGG verzeichnete 2023 mit einem Plus von 10.6% (Anzahl Fahrgäste gegenüber dem Vorjahr) ein Rekordjahr. Auch 2024 dürfte sich laut Roman Fischer die Anzahl Fahrgäste positiv entwickeln. Somit ist der Bedarf an (öffentlicher) Mobilität auch 2024 sehr hoch. Vermeidung als effektivste Dekarbonisierungsstrategie scheint bei den Fahrgästen kein Thema zu sein. Dazu nochmals Roman Fischer: «Zahlbare, klimafreundliche Mobilität zu gewährleisten durch motivierte Mitarbeiter ist unser höchstes Ziel. Damit dies gelingt, haben wir alle Chauffeure auf den MAN E-Bussen geschult. Intern läuft nun sogar ein kleiner Wettbewerb unter den Fahrern, wer mit einer Stromladung am weitersten fährt.» Ökologisches Fahren macht auch Spass. 

Text und Foto: Robert Hugentobler