Strassenabwasser, also Regenwasser stark befahrener Strassen, muss behandelt werden, da es Schadstoffe aus dem Abrieb der Reifen und der Fahrbahn enthält (siehe Kasten Seite 21). So verlangen es die Gewässerschutzvorschriften des Bundes. In der Verantwortung steht das ASTRA.
Wenn immer möglich, lässt das ASTRA Strassenabwasser gleich neben der Fahrbahn versickern. Sonst kommen sogenannte Strassenabwasser-Behandlungsanlagen (SABA) (siehe Kasten Seite 21) zum Einsatz. Diese filtern das Strassenabwasser, bevor es in ein Gewässer oder in den Boden abgegeben wird.
Mikroplastik aus Reifenabrieb
In den letzten Jahren traten Probleme mit Mikroplastik verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Diese Kunststoffpartikel verbleiben Hochrechnungen zufolge einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte in der Umwelt und haben negative Auswirkungen auf Menschen und Tiere sowie Böden und Gewässer. Reifenabrieb ist nach heutigem Kenntnisstand in der Schweiz die grösste Quelle von Mikroplastik in der Umwelt. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz jährlich zwischen 13 500 und 21 200 Tonnen Reifenabrieb produziert werden. Ungefähr ein Viertel kann durch Strassenreinigung und Abwasserbehandlung zurückgehalten und der Entsorgung zugeführt werden. Der Rest gelangt in die Umwelt.
Keine standardisierte Messung
Bislang gibt es jedoch keine standardisierten Messverfahren zur Bestimmung der Reifenabriebmengen oder deren toxischen Wirkungen. Dies führt zu erheblichen Unsicherheiten über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Aus diesem Grund will der Bundesrat vordringlich die Wissenslücken schliessen und Massnahmen angehen, die Reifenabrieb an der Quelle reduzieren oder den Rückhalt von Reifenabrieb optimieren.
Das ASTRA plant, in diesem Zusammenhang 2025 ein eigenes Forschungsprojekt zu lancieren. Dieses soll Ansätze ermitteln, mit denen der Reifenabrieb innerorts effektiver zurückgehalten werden kann. Auf den Nationalstrassen soll das Sanierungsprogramm Entwässerung weitergeführt werden. Das Programm hat zum Ziel, den in der SABA zurückgehaltenen Anteil an Reifenabrieb weiter zu erhöhen.
Umweltfreundlichere Reifen gefordert
Auch die Reifenhersteller will der Bundesrat in die Pflicht nehmen: Sie sollen Reifen anbieten, die möglichst wenig Reifenabrieb produzieren und aus Stoffen und Materialien bestehen, die für die Umwelt weitgehend unbedenklich sind. Gerade bei Lastwagenreifen ist dies sehr sinnvoll. Denn je schwerer das Fahrzeug, desto höher ist der Reifenabrieb. Jedoch haben auch die Fahrweise, die Reifenwahl und der Reifendruck einen Einfluss auf die Reifenabriebmenge.
Erster Schritt in richtige Richtung
Die Forschung zu Mikroplastik ist jung. Obwohl noch grosse Wissenslücken bestehen und die toxikologische Wirkung von Reifenabrieb nicht gänzlich bekannt ist, sieht der Bundesrat im Reifenabrieb ein Problem. In den vergangenen Jahrzehnten gelangten grosse Mengen von Reifenabrieb in die Umwelt und verbleiben dort als Mikroplastik. Der Bundesrat rechnet damit, dass dieser Umstand ohne geeignete Massnahmen weiter zunehmen wird, mit möglicherweise negativen Folgen auf Menschen und Umwelt. Das geplante Forschungsprojekt darf daher als ein erster Schritt in die richtige Richtung betrachtet werden.
Link zum Bericht: «Reifenabrieb als grösste Quelle von Mikroplastik. Massnahmen zur Verminderung, Bericht in Erfüllung des Postulats 19.3559, Schneider Schüttel, 06.06.2019»: www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/82107.pdf
Text: Fabienne Reinhard
Fotos: DVK und ASTRA
Ungefähr ein Viertel des Reifenabriebs kann durch Strassenreinigung und Abwasserbehandlung zurückgehalten und der Entsorgung zugeführt werden. Der Rest gelangt in die Umwelt.
Strassenabwasser
Strassenabwasser ist Regenwasser, das sich auf den dichten Oberflächen der Strassenbeläge ansammelt. Es ist mit Schadstoffen aus dem Abrieb der Reifen und der Fahrbahn belastet. Im Winter enthält es zusätzlich Salz.
Fabienne Reinhard
Strassenabwasser-Behandlungsanlagen (SABA)
Wo eine Entwässerung über die Böschung nicht möglich ist und das Wasser gesammelt wird, erstellt das ASTRA SABA. Diese Anlagen filtern das Strassenabwasser, bevor es in Gewässer oder den Boden gelangt. Je nach Topografie können natürliche SABA bis zu zehn Kilometer Autobahn abdecken und dabei mindestens 80 Prozent der Schmutzstoffe zurückhalten.
Fabienne Reinhard