«Im Chauffeurberuf hat es schon starke Veränderungen gegeben», sagt Bernhard Schnyder. Wir begleiten den Präsidenten der Sektion Glarus von Les Routiers Suisses bei einem Einsatz mit dem Lastwagen für seinen Arbeitgeber, die Martelli Bauunternehmung AG in Jona (SG). Er nimmt den Weg über den Hirzelpass in Angriff. Sein Ziel ist Reiden im Kanton Luzern. Wenn er mit dem Lastwagen, einem Scania Kranfahrzeug mit V8-Motor, unterwegs ist, beliefert er meistens Baustellen. Seine Fracht sind verschiedenste Baumaterialien, Container oder Baumaschinen; alles, was ein Bauunternehmen eben zu transportieren hat. Heute ist es ein Fundamentanker für einen Obendreherkran, den er bei Liebherr in Reiden abholt.
Pneukran und Schwertransporte
Der in Schänis (SG) aufgewachsene und heute in Ricken lebende Chauffeur machte seine Lehre von 1992 bis 1995. «Eigentlich wollte ich Lastwagenmechaniker lernen», sagt er. «Es war aber klar, dass ich später ohnehin selber fahren wollte, also machte ich gleich die Lehre zum Chauffeur.» Der Beruf sei ihm quasi in die Wiege gelegt worden. «Mein Vater war Chauffeur, mein Onkel auch. Mit ihnen bin ich früher oft mitgegangen», erinnert er sich.
Während rund 20 Jahren arbeitete er als Chauffeur bei der Firma JMS, dann bei Welti-Furrer. «Ich fuhr mit dem Pneukran und machte Schwertransporte», erzählt er. Das habe er zwar gerne gemacht, doch die sehr langen Arbeitstage hätten dazu geführt, dass nichts anderes mehr Platz hatte. Doch Bernhard Schnyder ist nicht nur Berufsmann und Familienvater, er ist auch ein engagierter Feuerwehrmann. «Ich bin in der Feuerwehr Maschinenchef und Fahrlehrer», führt er aus. Auf das wolle er nicht verzichten, weshalb er heute einen Job habe, mit dem er dies vereinbaren könne. «Ich bin immer noch Chauffeur, bin aber mittlerweile auch noch Werkhofchef und Materialeinkäufer», erklärt er. So verbringe er seine Arbeitszeit im Büro, auf dem Werkhof und im Lastwagen. «Es ist sehr abwechslungsreich», sagt er.
Visitenkarte der Firma
Was er an seiner jetzigen Stelle auch sehr schätze, sei die Wertschätzung, die man dort erhalte. «Es gibt auch mal ein Kompliment vom Chef, und am Freitagabend setzt er sich nach Feierabend noch mit uns hin», sagt Schnyder. Selbstverständlich setze er sich im Gegenzug für die Firma ein und schaue, dass er eine gute Visitenkarte für das Unternehmen abgebe. «Ich achte zum Beispiel darauf, dass mein Lastwagen gepflegt ist», sagt er. «Es gibt Chauffeure, denen ist der Zustand des Lkw egal, er gehört ja schliesslich nicht ihnen. Dabei geht es ums Image der Firma und auch der Chauffeure. Dieses leidet zum Beispiel auch, wenn man in Trainerhosen arbeitet.»
Grosse Verantwortung
In Reiden angekommen, meldet er sich an und fährt über das grosse Areal zum Platz, wo seine Ladung steht. Mit dem Kran hievt er sie auf den Lastwagen und sichert sie vorschriftsgemäss. «Am Chauffeurberuf gefällt mir unter anderem, dass man viel rumkommt», sagt Bernhard Schnyder. Und: «Man trägt eine grosse Verantwortung. Das müsste allgemein mehr geschätzt werden.» Unter den Chauffeuren, kommt er auf die eingangs erwähnten Veränderungen zurück, helfe man sich nicht mehr so wie früher. «Viele schauen nur noch für sich», sagt er. «Als man noch keine Mobiltelefone hatte, sass man noch öfters zusammen in einem Restaurant. Heute bleiben viele in der Kabine. Das ist schade.» Mehr Miteinander wäre wünschenswert. Auch deshalb ist er wohl Mitglied bei der Sektion Glarus von Les Routiers Suisses geblieben, der Sektion, der er schon als Lehrling beigetreten ist und der er nach Jahren im Vorstand seit vier Jahren auch als Präsident vorsteht. Die 10 bis 12 Anlässe pro Jahr seien jeweils gut besucht. «So kann man sich austauschen untereinander», sagt er.
Neben dem Rechtsschutz sei eben dieses gemeinschaftliche Füreinanderdasein ein grosser Vorteil, wenn man Mitglied sei; besonders in Zeiten, in denen sich der Chauffeurberuf in Sachen Zusammenhalt gegenüber früher stark verändert hat.
Text und Fotos: Daniel von Känel