Das Saurer-Typentreffen in Bigenthal findet schon seit einigen Jahren auf dem Areal der Firma Reinhard Recycling statt. Dieses Jahr waren neben den legendären Saurer 6×6 auch Saurer mit Sattelkupplung eingeladen. Wichtig war nur, dass die Auflieger daheim gelassen wurden, da der Platz zu knapp geworden wäre.
Das Treffen fand bei schönstem Sommerwetter im Rahmen der Swiss historic vehicle Days statt, die jedes Jahr am letzten Aprilwochenende stattfinden. Einige Teilnehmer waren bereits am Vortag angereist, doch die meisten kamen am Morgen nach Bigenthal. Dabei waren auch Tessiner oder Walliser Kennzeichen zu sehen, deren Inhaber keine Mühen scheuten, um ihre Fahrzeuge der Königsklasse zu präsentieren.
Hanspeter Huwyler schreibt im Buch «Die Saurer Nutzfahrzeuggeschichte 1904–1982» zu den Schwerlastzugmaschinen Folgendes (gekürzt): «Mit dem 5DM 4×4 /D2KT des Sortiments 73 hatte Saurer ein Fahrzeug mit Allradantrieb für Schwertransporte bis zu einem garantierten Gesamtzugsgewicht von 93 Tonnen im Angebot. Bei noch höheren Lasten musste die Traktion mit einem unwirtschaftlichen zweiten Zug- oder dritten Schiebefahrzeug ergänzt werden. Mit der Schwerlastzugmaschine D330 N 6×6 des Sortiments 77 konnte man diesen Nachteil weitgehend beheben und das garantierte Gesamtzugsgewicht auf 120 Tonnen anheben. FBW aus Wetzikon hatte damals schon eine Zugmaschine (80X), die ebenfalls als 6×6 angeboten wurde und Saurer so in Zugzwang brachte. Die Ingenieure bei Saurer beachteten die Erfahrungen, die sie mit dem 5DM 6×6 Prototypen, welcher 1966 gebaut wurde, um die neuen 6×6 zu konstruieren. Die Rahmenlängsträger waren gepresst, die Rohrtraversen eingeschweisst. Auf Wunsch gab es Verstärkungen an besonders belasteten Stellen wie der Zug- oder Schubtraverse. Exportfahrzeuge waren mit genieteten oder geschraubten Rahmen versehen, damit es nicht zu Rissen in den Chassis kam. Der Prototyp war am Salon Genf von 1976 ausgestellt. Nach Einstellarbeiten und Ausmerzen der Kinderkrankheiten wurde der Prototyp an verschiedene Schwerlastunternehmungen vermietet. Total konnten sieben Stück in der Schweiz und zehn Stück im Ausland verkauft werden. Die Fahrzeuge, welche mit Allison-Automat oder WandlerSchaltKupp-lung WSK 400 ausgeliefert wurden, hatten einen Schwachpunkt, nämlich den aufgeschrumpften Zahnkranz auf dem Schwungrad, welcher sich durch thermische Einwirkung löste und dann vom Anlasser verdreht wurde. Zur Reparatur mussten entweder Motor oder Getriebe ausgebaut und der Zahnkranz mittels Punktschweissen fixiert werden.»
Das Treffen in Bigenthal
Für viele ist das letzte Aprilwochende der Saisonauftakt in die Oldtimersaison. So verwundert es nicht, dass zahlreiche Saurer-Enthusiasten in Bigenthal anzutreffen waren. Wer ein passendes Fahrzeug hatte, reiste mit dem eigenen Fahrzeug an. Auch viele Zuschauer waren anzutreffen. Verkaufsstände und Verpflegung mit typisch schweizerischem Menü waren ebenfalls organisiert. Gegen Mittag kam noch eine Trychlergruppe, um den Saurer-Fans ihre Aufwartung zu machen. Gemütliches Zusammensein und Dieselgespräche im Schatten der wohl mächtigsten Zugmaschinen, die die Werkstore in Arbon am Bodensee je verlassen haben, sorgten für glückliche Gesichter. Die Könige der Landstrasse schweigen dazu vornehm, Adel verpflichtet schliesslich.
Text und Fotos: Erich Urweider